Schloss Colditz in Sachsen

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Schlossgasse 1
04680 Colditz

Vorschaubild Schloss Colditz in Sachsen
Vorschaubild Schloss Colditz in Sachsen

Colditz ist die letzte Stadt an der Zwickauer Mulde, bevor sie nur wenige Kilometer weiter sich mit der Freiberger vereint. Das Schloss ist der Blickpunkt nicht nur für die Einheimischen. Seine geschichtliche Bekanntheit geht fast ein ganzes Jahrtausend zurück. Erstmals wird es 1046 in einer Schenkungsurkunde Heinrich des III. als Burgward genannt. Baulich befindet sich der älteste Teil auf dem hinteren Hof. Bei kürzlich durchgeführten Schachtungen in der Schlosskirche wurde die Annahme durch Reste alter  Grundmauern, die man fand, bestätigt. Erste wesentliche Bautätigkeiten an der Burg schreibt man Wiprecht von Groitzsch zu, dessen Herrschaft über Groitzsch, Rochlitz, Leisnig und Colditz bestand. Doch die Burg kam mehrmals in anderen Besitz und damit erweiterte sich das Herrschaftsgebiet.

 

Die Colditzer Burg geriet mehr und mehr in Vergessenheit, verfiel so langsam. Erst Mitte des 15. Jahrhunderts begann der Wiederaufbau der verfallenen Burganlage und eine kurfürstliche Nutzung. Die Kurfürsten Friedrich II., „der Sanftmütige“ und Ernst begannen, die Burg wieder bewohnbar zu machen. 1504 erlebte sie einen herben Rückschlag, der Bäcker Clemens Bock verursachten Brand, dem die Burg und ein großer Teil der Stadt zum Opfer fielen. Erst 1577 begannen KF August von Sachsen und seine Gemahlin Anna von Dänemark mit den Wiederaufbauarbeiten. Es war der Umbau der alten Burg zum Schloss, verbunden mit einer wesentliche Erweiterung, heute im Vorderhof sichtbar. Ein neuer Gebäudekomplex, die Querfront im Renaissance-Stil, entstand. Das riesige Wappen über dem Tor 2 erinnert an diese kurfürstliche Familie – August von Sachsen und Anna von Dänemark.

 

Mit der Jagd vertrieben sich die Herrscher nicht nur den Tag, sondern sorgten auch für genügend Frischfleisch. Dazu bot sich das unmittelbar am Schloss befindliche Waldstück an, dem „Friedrich der Weise“ eine besondere Beachtung schenkte. Er ließ das Stück unterhalb des Schlosses 1523 mit Holzplanken einfrieden, was die Grundlage zur Schaffung des Tiergartens war, dem ältesten Wildgehege Deutschlands. Das Gebiet wurde mehrmals erweitert, mit einer 7,5 km langen Mauer eingefasst, von dem nur noch ein Zehntel steht. Der Bestand war bis zu 500 Stück Rot- und Damwild, doch auch andere Tierarten vom Fisch bis zum Geflügel, bereicherten die Tafel. Zwei der Tore stehen heute noch, auch das Wegenetz macht den Besuchern das Genießen der Ruhe möglich. Vom unterhalb des Schlosses angelegten Park ist heute fast nichts mehr zu sehen. Seine einstige Pracht zeigt uns nur noch ein Gemälde Lucas Cranach dem Älteren. Gegenüber dem Schloss hatte später Kurfürstin Sophie die Hainburg errichten lassen, die aber nur als Gartenlaube genutzt wurde.

 

Auf den Terrassen konnte ein ertragreicherer Weinanbau stattfinden, als vorher im Park.  
Einen Höhepunkt fand das fürstliche Hofleben mit der Hochzeit Christian I. und der erst 14-jährigen Kurfürstin Sophie von Brandenburg. Dieses Bündnis finden wir auf alten Münzen und im Eingangsportal der Schlosskirche wieder. KF Christian starb 31-jährig, seine Regierungsgeschäfte übernahmen Christian II. und Kurfürstin Sophie nebst Vormund. Sie hatte Schloss Colditz als Witwensitz gewählt. Die insgesamt 7 Kinder starben teils frühzeitig, das Hofleben ebbte nach Sophies Tod 1622 ab. Der höfliche Alltag zog sich mehr in das zur Residenz Sachsens erblühte Dresden, es entstand ein Leerstand mit einhergehendem Verfall. Deshalb beschloss man Ende des 18. Jahrhundert staatlicherseits, das Areal für soziale Zwecke zu nutzen. Das Inventar wurde verkauft, aus dem Schloss entstand ein Armenhaus, später eine Irrenanstalt. Noch einmal erlebte Schloss Colditz eine Phase der Bekanntheit, die bis heute anhält.

 

Während des 2. Weltkrieges wurde im hinteren Teil ein Gefangenenlager für alliierte Offiziere eingerichtet, das Oflag IV C. Das Schloss galt als ausbruchsicher und wurde als Vorzeigeobjekt für Kontrollen zur Einhaltung der Genfer Konvention genutzt. Inhaftiert waren vornehmlich hohe Offiziere aus Polen und dem angelsächsischen Raum mit ihren Ordonanzen. Den hohen Bildungsgrad der Insassen finden wir heute in den zahlreichen Fluchtversuchen wieder, die im Katze und Mausspiel zwischen Gefangenen und Wachpersonal stattfanden. Einer der legendärsten, der Bau eines über mehrere Etagen gehende Fluchttunnels, wurde kurz vor seiner Fertigstellung entdeckt. Der zweite war der heimliche Bau eines Gliders in einem selbst gezimmerten Verschlag von nur 2,5 m Länge auf dem Dachboden. 2012 wurde mit einem originalgetreuen Modell nachgestellt, ob diese Flucht über eine Rampe auf dem Dach hätte gelingen können – es hätte geklappt. Heute sind diese beiden historischen Gegebenheiten im Schloss zu sehen.


Der erste Fluchtversuch gelang am 5. Januar 1942 dem Briten Airey Neave. Sein Weg führte über Leisnig quer durch Deutschland, die Schweiz, Frankreich, Spanien, Portugal bis nach Gibraltar, wo er mit einem Schiff wieder in seine Heimat gelangte. Im Oktober 2016 begab sich die Colditz Society, eine britischer Geschichtsverein des Oflag IV C im Colditz Castle, auf diesen Weg.   Diese legendären Fluchtversuche locken noch heute viele Ausländer nach Colditz, um jene Stätte zu sehen, in der ihre Vorfahren einen Teil ihres Lebens verbrachten. Deshalb ist Colditz Castle mit seinem Oflag IV C heute in Großbritannien weitaus bekannter, als in Deutschland.  Seit 2007 hat die Europa-Jugendherberge und wenige Jahre danach die Landesmusikakademie Sachsens Einzug in den Vorderteil des Schlosses gehalten. womit wieder junges Leben in die alten Gemäuer  eingezogen ist.

 

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