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LVZ-Aktion „Ein Licht im Advent“ unterstützt ehrenamtliches Engagement von Simone Bohne in Hohnbach

Stadt Colditz, den 23. 11. 2017

Ein Badezimmer für die Pflegekinder: Mutter Courage baut auf die Leser

Andere würden in ihrer Situation alt, sehr alt aussehen. Nicht so Simone Bohne. All ihre Kinder halten sie auf Trab und damit jung. Die fast 60 Jahre sieht man ihr jedenfalls nicht an. Und das, obwohl die ehrenamtliche Pflegemutter seit 1986 in ihrem Hohnbacher Haus 45 Kinder umsorgte. Mal 14 Tage, mal 19 Jahre, aber immer mit Herz.

Ashley sitzt in der Küche, isst ihr Leibgericht – Nudeln mit Tomatensoße. Gleich wird sie noch ihr Hausaufgabenheft durchsehen, den Ranzen packen und die Beißerchen putzen. Dann wünscht sie ihren Puppen eine Gute Nacht, ehe sie selbst ins Bett hüpft. Simone Bohne muss alles managen, ab und zu auch noch eine Rechenaufgabe lösen (Mutti: Was ist 62 minus 24?), nebenbei Wäsche machen und Wirbelwind Vanessa (2) vom Handy fernhalten. Jeden Moment kann das Telefon klingeln. Dann, wenn das Jugendamt einen Notfall meldet – ein Kind, das umgehend ein Zuhause braucht.

Dazu die Fahrten zu Ärzten, Psychologen und Therapeuten – ein Full-Time-Job ohne Feierabend. Lohn bekommt die gelernte Sachbearbeiterin keinen. „Die Familie lebt vom Verdienst meines Mannes. Jürgen arbeitet als Lagerlogistiker. Zusätzlich gibt es Pflegegeld, das aber ausschließlich für die Kinder gedacht ist“, sagt die Mutter-Courage. Als sie hörte, dass die LVZ-Leser sie und ihre Rasselbande unterstützen wollen, glaubte sie zunächst ihren Ohren nicht. Natürlich ist die Freude groß, denn zu tun gibt es im Haus einiges: Abgesehen davon, dass ein neues Sofa (jahrelang diente es als Trampolin) her muss, die Auslegware von hunderten Schoko-Osterhasen gezeichnet und die Tapete im Wohnzimmer stellenweise abgezupft ist, stemmen die Bohnes gerade ein Großprojekt: „Das Dorf wird an die Colditzer Kläranlage angeschlossen. Bei der Gelegenheit bauen wir die Vorratskammer, in der meine Großeltern früher Kartoffeln lagerten, zum Badezimmer um.“ Der alte Ziegenstall, den Opa Otto 1968 zum Waschraum umfunktioniert hatte, wird dagegen zum Wirtschaftsraum. Wenn alles geschafft ist, muss Simone Bohne dann kein großes Plastegitter mehr auf die Badewanne legen, um die Kinder abzusetzen und abzutrocknen. „Dann haben wir endlich Platz!“

Bürgermeister Matthias Schmiedel zieht den Hut vor der Leistung der Hohnbacherin: „Frau Bohne ist sechsfache Großmutter, hat drei eigene Kinder und springt zusätzlich als vielfache Pflegemutter ein – das kann man gar nicht hoch genug würdigen.“ Er freue sich, dass die LVZ ihre Leser aufrufe, die Umbauarbeiten mit Spenden zu ermöglichen, so Schmiedel. Auch die Nachbarn begrüßen die Wahl: „Mitunter kommen verwahrloste Kinder, die mit drei Jahren noch nicht sprechen können, die gewickelt werden müssen oder keinerlei Sättigungsgefühl kennen – bei Familie Bohne finden sie alle ein neues Zuhause“, sagt Grit Schilde. Sie muss es wissen. Mit ihrem Karsten übernimmt sie ab und an ein Kind, wenn Bohnes etwa zum Opa-Oma-Tag von Enkel Tony in den Kindergarten fahren. Auch Renate und Volker Hänsel springen gern ein.

Elektriker, Fliesenleger, Klempner – alle geben sich bei Bohnes die Klinke in die Hand. Zwischendrin fordert Vanessa ihre Gummibärchen ein und schmökert Ashley im Buch über Haie. Zum Glück kennt es das alte Haus nicht anders. Es beherbergte schon immer etliche Kinder. Die Ur-Großeltern August und Elsa, Großmutter Dora und ihr Otto, Mutter Annelies – sie alle hatten zwei bis drei Steppkes. Keiner aber hatte so viele wie Simone Bohne, die für ihr Engagement mit dem Sächsischen Bürgerpreis geehrt wurde.

von Haig Latchinian, LVZ 18./19.12.2017

 

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